Eva Zahn & Volker A. Zahn
Drehbuchautoren



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Im Web-Portal „kriminetz.de“ dreht sich alles um Thriller, Spannung und Krimis. Eva Zahn und Volker A. Zahn beantworteten den Machern der Seite sieben Fragen über gemeinschaftliches Leben und Schreiben:

Kriminetz: Wie fing das an mit Ihrem gemeinsamen Schreiben? Haben Sie sich über das Schreiben kennengelernt?

Volker A. Zahn: Wir haben schon in den achtziger Jahren, zu Zeiten von „Dallas“ und „Denver“, an deutschen Serienformaten gestrickt – ohne auch nur den Hauch einer Ahnung davon zu haben, wie man ein Drehbuch schreibt oder an den Mann bringt. Wir waren Journalisten für Printmedien und kamen erst Jahre später wieder zum Film, als sich Folgendes zutrug: Für das Zeitgeist-Magazin WIENER hatte ich den Hammer aus der Tasche geholt und in einem ziemlich derben, aber humorvollen Rundumschlag Dutzende deutsche TV-Formate zunichte geschrieben. Georg Althammer, einem der „betroffenen“ Produzenten, gefiel dieses Pamphlet so gut, dass er mich anrief und meinte: „Wer das Fernsehen so unterhaltsam kritisieren kann, ist sicher auch in der Lage, besseres Fernsehen machen.“ So bekamen wir von ihm unsere ersten Aufträge … und die große Chance, uns als Filmautoren zu bewähren.

Kriminetz: Wie darf man sich Ihre gemeinsame Arbeit vorstellen - sitzen Sie gemeinsam am Computer? Oder arbeitet jeder in der Stille seines Schreibtisches und die Passagen werden hin und her gesandt?

Eva Zahn: Am Anfang steht eine Idee, manchmal nur ein Thema, dann machen wir uns meistens auf den Weg, gehen wandern oder umrunden den Decksteiner Weiher hier in Köln und brainstormen: Was für eine Geschichte möchten wir erzählen, welche Figuren könnten uns reizen, in welchem Genre ist unsere Idee am besten aufgehoben…? Wenn wir uns einig sind – und nur dann! – schreibt einer von uns ein Exposé, das wir dann wieder besprechen, zerpflücken, verändern, zuspitzen, verbessern, und wenn wir endlich zufrieden sind, suchen wir nach potenziellen Abnehmern, also Produktionsfirmen oder Sendern… Und so geht es auch in den folgenden Arbeitsschritten (Bilder-Treatment, Buch, Buch-Überarbeitung) weiter. Wir arbeiten in der Regel an vier bis sechs Projekten gleichzeitig. Jeder von uns schreibt für sich, und dann tauschen wir uns aus und entwickeln unsere Handlungen und Figuren gemeinsam weiter.

Kriminetz: Für das Drehbuch von „Mobbing“ haben Sie den Roman von Annette Pehnt adaptiert. Tobias Moretti und Susanne Wolff spielen im Film das Ehepaar, dessen Beziehung durch die veränderte Situation am Arbeitsplatz des Mannes in Frage gestellt wird. War es schwierig, sich beim Schreiben in Personen hinein zu versetzen, die sich jemand anderes ausgedacht hat?"

Volker A. Zahn: „Mobbing“ war unsere erste Roman-Adaption und deshalb eine echte Herausforderung. Aber schon nach unserem ersten Treffen mit Annette Pehnt war klar, dass wir eine ähnliche Sicht auf die Charaktere und Konflikte hatten, deshalb gab es in der Figuren-Adaption keinerlei Probleme. Schwierig war etwas anderes: Annette Pehnts Roman ist große Literatur, viel innerer Monolog, die Zeitebenen kunstvoll verschoben, wenig Handlung, kurzum: Gift für jede Film-Dramaturgie. Wir haben aber erst gar nicht versucht, einen Kompromiss zu finden. Wir wollten den Geist und den Kern des Romans unbedingt erhalten, und wir haben nicht einen Moment daran gezweifelt, dass die radikal subjektive Erzählperspektive des Romans aufgeweicht werden darf.

Eva Zahn: Natürlich mussten wir die Figur der Antje aktiver gestalten, in der Literatur kann eine Hauptfigur sehr viel passiver angelegt sein als im Film. Bei uns sollte Antje ein Fels in der Brandung sein, sie sollte um die Liebe kämpfen, erschöpft und wütend, aber bis zum bitteren Ende optimistisch. Wir mussten uns von vielen schönen Dingen, die im Roman stehen, trennen, wir mussten einiges dazu erfinden, neu strukturieren, aber ganz wichtig war uns immer, dass sich Annette Pehnt am Ende in diesem Film wiederfindet. Und das ist uns zum Glück auch gelungen.

Kriminetz: Lena war die erste TATORT-Kommissarin überhaupt. Mit ihr wurde den männerdominierten Fernsehermittlern endlich eine starke Frauenfigur gegenüber gestellt. In der sechzigsten Folge wird der Preis gezeigt, den sie bezahlt hat. Lena ist allein, außer ihrem Mitbewohner und ihrer Katze teilt niemand ihr Leben. Erfahrungen sind keine Währung, für die man irgendwo etwas eintauschen könnte. „Erfahrungen, das heißt doch nur, dass wir alt sind.“ Kriegt Lena nochmals die Kurve? Oder geht sie in Frührente?

Eva Zahn: Das hängt von den kommenden Geschichten ab. „Blackout“ hat gezeigt, dass die Zuschauer – und übrigens auch die meisten TV-Kritiker – die Figur noch nicht satt haben, und Ulrike Folkerts demonstriert in dem Film eindrucksvoll, wie viel Potenzial sich auch schauspielerisch noch aus der Lena-Figur generieren lässt. Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen die Figur mutig weiterführen.

Kriminetz: Schlagen Sie beide den Sendern Themen vor oder werden diese an Sie herangetragen?

Volker A. Zahn: Es gibt beide Varianten. Viele schöne Stücke wie „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ (WDR) oder die Teenie-Komödie „Plötzlich berühmt“ (ProSieben) sind auf unserem Mist gewachsen, andere Anregungen und Ideen, etwa zu Filmen wie „Schurkenstück“ (WDR) oder dem Bluter-Drama „Unter der Haut“ (NDR), kamen von Redaktions- oder Produktionsseite.

Kriminetz: Sie schreiben schon seit einer ganzen Reihe von Jahren Drehbücher. Inwieweit hat sich Ihre „Autorenwelt“ seither verändert? Sind die Bedingungen heute andere als damals, als Sie damit begonnen haben?

Eva Zahn: Für uns persönlich sind die Bedingungen besser geworden, wir stecken nicht mehr – wie zu Beginn unserer Karriere – in der Krimi-Schublade und haben mehr Freiheiten bei der Auswahl unserer Projekte. Abgesehen davon scheuen die Sender und Produktionsfirmen infolge der grassierenden Sparmaßnahmen langwierige und teure Buchentwicklungen, das kommt erfahrenen Autoren wie uns entgegen, erleichtert aber die Chancen für junge Kolleginnen und Kollegen nicht unbedingt.

Volker A. Zahn: Positiv ist auch, dass sich der Markt zurzeit öffnet und verändert, neue Wettbewerber kommen ins Spiel und, nicht zuletzt angefeuert durch TV-Qualitätsprodukte aus den USA, könnte sich auch hierzulande endlich die Möglichkeit bieten, Serien jenseits der gängigen Strickmuster und Genres (Krimi + Krankenhaus) zu entwickeln.

Kriminetz: Sie haben schon so viele Drehbücher, von denen sehr viele verfilmt wurden, geschrieben. Angenommen, das Budget würde überhaupt keine Rolle spielen – welchen Film würden Sie dann realisieren wollen?

Eva Zahn: Es gibt ein Herzens-Projekt, das wir auf jeden Fall noch realisieren wollen: MILEVA, die bewegende und tragische Lebensgeschichte der Ehefrau von Albert Einstein. Das Buch ist geschrieben, Nicole Weegmann (“Ihr könnt euch niemals sicher sein“) möchte den Stoff inszenieren, der Verband Deutscher Drehbuchautoren hat unser Skript im vorletzten Jahr für den Deutschen Drehbuchpreis vorgeschlagen, jetzt fehlt uns „nur noch“ das Geld… oder ein Sender, der sein Geld sinnvoll anlegen will.

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Foto links: Eva Zahn und Volker A. Zahn bei der Verleihung des ver.di-Fernsehpreises in Leipzig


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