Eva Zahn & Volker A. Zahn
Drehbuchautoren



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Den von Eva Zahn und Volker A. Zahn geschriebenen Köln-TATORT „Hubertys Rache“ (Regie: Marcus Weiler) haben bei der Erstausstrahlung im Ersten 9, 48 Millionen Menschen gesehen. Mit einem Marktanteil von ausgezeichneten 29,4 Prozent (darunter herausragende 1,79 Millionen 14- bis 49-Jährige) gehört der Film der Zahns zu den drei bislang erfolgreichsten Fernsehkrimis des Jahres. Der Film erzählt von dem gleichsam verzweifelten wie irrwitzigen Versuch des ehemaligen Gymnasiallehrers Daniel Huberty (gespielt von Stephan Kampwirth), seine gesellschaftliche Reputation wiederherzustellen. Huberty, der wegen einer Liason mit einer Schüler zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, kapert einen Ausflugsdampfer und verlangt von der Kölner Polizei, jene Menschen an Bord zu bringen, die er für schuldig hält, seine Existenz zerstört zu haben. An Bord der „Agrippina“ tickt eine Bombe, Ballauf und Schenk versuchen alles, um den gekränkten Ex-Lehrer vom Schlimmsten abzuhalten…

Die Zuschauer-Resonanz in den sozialen Medien war fast duchgehend positiv, und auch die TV-Kritik war sich bis auf wenige Ausnahmen einig: „Dreimal Note 1. Einer der besten Köln-Tatorte der letzten Jahre!“ (Jürgen Mayer, WDR 2 Tatort-Check).  

Der TATORT biete „statt eines herkömmlichen Geiseldramas eine unheimlich interessante psychologische Studie“, schreibt Judith von Sternburg in der „Frankfurter Rundschau“, und bezeichnet „Hubertys Rache“ als „ungewöhnlichen Sonntagabend-Krimi.“ Claudia Fromme beschreibt den Film in der „Süddeutsche Zeitung“ als „spannend bis zum Schluss, Psychodrama und Krimi halten sich die Waage, der Protagonist spielt seine Rolle des gekränkten Narzissten unfassbar gut, die Kommissare sind präsenter als im letzten Fall. Kleine Abzüge in der B-Note, ansonsten: groß.“ „Der Fokus liegt nicht auf Action“, schreibt „TV Spielfilm“, „sondern auf Stimmungen und den ausgefeilten Dialogen des Autorenteams Eva und Volker A. Zahn. Immer wieder kippt die Stimmung, die Anspannung überträgt sich auf den Zuschauer. Stephan Kampwirths Bombenleger ist kein Klischeeterrorist, sondern ein Verzweifelter, der sich in die Katastrophe manövriert. Eine fein austarierte Zitterpartie mit immer neuen Wendungen.“ 

Für TV-Kritiker Tilman P. Gangloff handelt es sich bei „Hubertys Rache“ hingegen um einen „überdurchschnittlich guten Tatort“ und „den fesselndsten Kölner Krimi seit der Folge ‘Franziska‘.“ (von 2014). Ausschlaggebend dafür sei das „richtig gute Drehbuch“ und Episoden-Hauptdarsteller Stephan Kampwirth, der sich „als ausgezeichnete Wahl für den Geiselnehmer erweist“. Joachim Schmitz urteilt in der Neuen Osnabrücker Zeitung: „Kein Tatort in diesem Jahr war bislang spannender als dieser“, und Simone Sarnow von SWR 3 befindet: „Dieser Tatort lebt von seiner beklemmenden Spannung von Anfang bis Ende und einem grandios eindringlich spielenden Stephan Kampwirth als Huberty.“ Im WDR 2-Tatort-Check vergibt Jürgen Mayer die Höchstwertung und resümiert: „Einer der besten Köln-Tatorte der letzten Jahre!“

Für die Redaktion von tatort-fans.de changiert der TATORT „ zwischen beklemmendem Kammerspiel und packendem Psychothriller mit Nervenkitzelgarantie.“ Das Drehbuch nehme „neben Hubertys Perspektive immer auch die Sichtweise seiner Opfer und der Polizisten ein, deren Job es ist, diesen unberechenbaren Narzissten zur Strecke zu bringen. Dies spiegelt sich auch in der kunstvollen Bildgestaltung wider, die einerseits weite Panoramen von Kölns Wasserseite zeigt, andererseits die bedrückende Enge und Dunkelheit, die scheinbare Ausweglosigkeit in den Szenen der Geiselnahme unter Deck. Und endlich zeigen Ballauf und Schenk einmal, dass sie auch nach über 80 Einsätzen noch voll ins Risiko gehen können. Ein Tatort, der keine Minute langweilt. Unbedingte Einschaltempfehlung!“ Auch Rainer Tittelbach von tittelbach.tv räumt ein, dass es „dem renommierten Autorenduo gelingt, das Thriller-Genre mit dem Themenfilm, wie er Tradition hat im Kölner Tatort, zu versöhnen, ein attraktives, ungewöhnliches Szenario zu schaffen und gleichzeitig die Kommissare  wieder mehr ins Zentrum zu rücken. Sein Fazit: „Die stärksten Momente hat der Film, wenn sich Crime und Drama gegenseitig hochschaukeln. Der Film ist so packend, dass kleine Schwächen im spannenden Strudel von Krimi, Thriller & Drama untergehen. Das Finale ist dramaturgisch & emotional stark.“

„Hubertys Rache“ ist der erste Köln-TATORT von Eva Zahn und Volker A. Zahn. In einem ARD-Interview haben sie sich über die Entstehung des Buchs und die Motive und Abgründe des Täters geäußert:

Sie leben und arbeiten in Köln. Wie hat das Ihre Arbeit zu Ihrem ersten Drehbuch für das Kölner „Tatort“-Team beeinflusst?

Als wir über unseren ersten Köln-„Tatort“ nachdachten, war schnell klar, dass die Stadt eine Hauptrolle im Film spielen muss. Und wenn man Köln zum Strahlen bringen will, kann man sich eigentlich nur für den Rhein und sein ikonografisches Panorama mit Dom, Altstadt und Kranhäusern entscheiden. Auf diese Weise entstand die Idee zu „Hubertys Rache“, einerseits als Hommage an das wunderschöne Köln, andererseits als ein Zeitgeist-Drama über momentan weit verbreitete Opfer- und Empörungsbefindlichkeiten.

Daniel Huberty fühlt sich ungerecht behandelt. Weil er als Lehrer ein Verhältnis mit einer Schülerin hatte, musste er ins Gefängnis. Was bezweckt er damit, jetzt ein Ausflugsschiff auf dem Rhein zu kapern?

Daniel Huberty möchte „Gerechtigkeit“, so wie er sie interpretiert. Gesetze, Moral und die Empfindungen oder Ängste anderer Menschen blendet er dabei völlig aus. Es geht ihm allein um seine Agenda. Er fühlt sich gedemütigt, er ist ein Gekränkter, ein Abgehängter, er hat seine bürgerliche Existenz und seine Reputation verloren, ein Mann, der mit dem Rücken zur Wand steht und sich von Mächten und Menschen erniedrigt fühlt, denen er nur mit einer spektakulären Aktion die Stirn bieten kann. Es geht ihm, wie der Titel sagt, natürlich auch um Rache, es bereitet ihm durchaus Vergnügen, diejenigen, die ihn haben leiden lassen, in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber vor allem geht es bei dieser Geiselnahme darum, den Ruf des engagierten und anerkannten Lehrers Daniel Huberty wiederherzustellen, er will die Deutungshoheit über sein Leben zurück, und dafür inszeniert er eine Art Privatprozess mit ihm als Geschädigtem, Staatsanwalt und Richter in einer Person. Die Welt da draußen soll wissen, was ihm diese fünf Menschen angetan haben, er will den Freispruch erzwingen, den ihm die Justiz versagt hat, dafür riskiert er auch, in den Knast zu gehen, das ist es wert! Und wenn er diesen Freispruch nicht bekommt, kann es für ihn nur noch einen letzten Ausweg geben…

Wie nah kommen wir als Zuschauer*innen dem Familienvater Huberty? Hat er nicht vielleicht sogar ein Recht auf Genugtuung?

Wie schön, dass Sie fragen, ob er vielleicht sogar ein Recht auf Genugtuung hat. Denn genau darüber sollen die Zuschauerinnen und Zuschauer diskutieren. Für uns ist allerdings klar: Daniel Huberty wurde zu Recht verurteilt. Er hatte Sex mit einer minderjährigen Schutzbefohlenen. Was er als Liebe darstellt – und vielleicht sogar als Liebe empfunden hat – war Missbrauch! Das Leben des Mädchens, die jetzt eine junge Frau ist, wurde durch diesen Missbrauch nachhaltig geschädigt. Nach Hubertys Interpretation war die Liebe einvernehmlich, ihn trifft keine Schuld, und deshalb kann er auch die Verantwortung dafür, dass sein Leben in Trümmern liegt, klar adressieren. „Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ Nach diesem Leitsatz, den Corona-Leugner und Verschwörungsideologen so gerne skandieren, handelt auch Daniel Huberty. Aber was in einer Diktatur richtig ist, ist in einem Rechtsstaat pure Verblendung. Der ehemalige Lehrer gehört zu jenen Menschen, die es nicht ertragen oder akzeptieren, dass Regeln und Gesetze nicht exakt ihre ganz persönlichen Empfindungen, Bedürfnisse und Ansichten widerspiegeln. Natürlich hat er auch Unrecht erfahren, er wurde – obwohl er seine Strafe abgesessen hat – gedemütigt und gekränkt, aber indem er nun durchdreht und seinen gewalttätigen Irrsinn auch noch moralisch überhöht, entpuppt er sich doch nur als brandgefährliche Ausgabe eines enthemmten Wutbürgers.

Der nächste TATORT von Eva Zahn und Volker A. Zahn wird voraussichtlich im Herbst 2022 ausgestrahlt. Unter dem Titel „Borowski und die große Wut“ schickt das Kölner Ehepaar dann zum dritten Mal das Kieler Ermittlungsteam auf Mörderjagd.


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